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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Bibtex und Unicode



etilli33
06-04-2005, 10:55
Hallo an alle,

ich habe nun seit einiger Zeit die Frage, wie ich mit Bibtex andere Zeichensätze als das lateinische Alphabet verwende. Im Text habe ich das Problem gelöst, indem ich das ucs-Paket verwende und meine .tex-Dateien im utf8-Format speichere. (Grund: ein Text liest sich viel leichter, wenn die Zeichen wirklich dargestellt werden und nicht als seltsame Makros auftauchen oder eben in der kyrillischen Umschrift.) Wie ich verstanden habe, arbeitet aber Latex selber nicht mit utf8, und so werden alle Zeichen wieder in die ursprüngliche Kodierung zurückverwandelt.
Ich habe es aber nicht hinbekommen, mit Bibtex und Multibib (z. B.) einen kyrillischen Datensatz in mein Dokument aufzunehmen, wenn die Hauptsprache des Dokuments deutsch ist. Wenn ich russisch einstelle, dann werden alle Zeichen aus der .bib-Datei automatisch in Cyrillica umgewandelt.

Ich bräuchte also
1.) einen Schalter, mit dem man bibtex anweist, jetzt für die Zitate und im Literaturverzeichnis einen anderen Zeichensatz zu verwenden und
2.) die Möglichkeit, eine .bib-Datei zu bearbeiten, die auch andere als ascii-Zeichen enthält. Wenn ich das tue, z. B. anstatt dem Makro \v{c} das č direkt eingebe, dann kommen auf einmal über 200 Fehlermeldungen, Latex kompiliert nicht zu Ende, und es kommen in der Ausgabedatei seltsame Meldungen anstelle des Zeichens: [please insert... das wiederholt sich dann ständig die ganze Seite lang.

Hoffentlich hat jemand eine Idee.
Gruß etilli

etilli33
07-05-2005, 15:33
So, ich antworte mir einfach mal selber: ich habe das Problem teilweise mit dem Paket ucs lösen können: hier gibt es ein Zusatzpaket autofe, das die verwirrenden Kodierungsfehler beseitigt.
Wenn man allerdings nur den erweiterten lateinischen Satz mit verschiedenen Sonderzeichen braucht, so reicht es auch \PrerenderUnicode{Zeichen } einzufügen, damit werden diese dann offensichtlich erkannt. Es scheint auch kein Problem von Bibtex zu sein( denn das setzt die .bbl-Dateien anstandslos in unicode-Zeichensatz um), sondern dann von der Latex-internen Verarbeitung der .bbl-Dateien. Ich habe es auch noch nicht mit allen Stilen zum Laufen gekriegt, und auf einmal tritt ein ganz neuer Fehler auf: die Zeichenketten der Zitate werden nicht mehr getrennt :confused:
Also, zur Lösung ein Minimalbeispiel hinten dran: Latex-Datei:

\documentclass{article}
\usepackage{ucs}
\usepackage[utf8]{inputenc}
\usepackage{autofe}
%Bibtex verlangt manchmal nach PrerenderUnicode, die erste Definition scheint für Westeuropa zu sein, die zweite für Osteuropa+Westeuropa. Wird eigentlich nicht gebraucht, da autofe die Aufgabe übernehmen sollte, ist aber teilweise nötig (?).
%\PrerenderUnicode{Ãij}
%\PrerenderUnicode{ÅĆ}
\usepackage[russian,german]{babel} %Babel ist nötig, damit die Kodierungen erkannt von autofe erkannt werden.
\begin{document}

Text, der zeigt, dass Unicode-Kodierung im Text und in der Bibliographie mit Bibtex funktioniert:

Sonderzeichen: Sängen in Übermaßen die drögen Zeisige! Čižiková, Ėto chorošo; Wałęsa, Lech.

Auch russisch funktioniert nun: \selectlanguage{russian} %Nötig, damit die richtigen Trennmuster von Babel aktiviert werden.
Нам не нужны орехи потому что у нас растёт махорка.

\selectlanguage{german}
Und schließlich die cite-Befehle: \cite{doeblin} zeigt deutsche Umlaute; \cite{Grammatik-cast} zeigt osteuropäische Sonderzeichen in \LaTeX -Makros und gleichzeitig, dass auch crossref reibungslos funktioniert; \cite{Kompendium} zeigt die gleichen in utf8-Ko\-die\-rung; \cite{Pankov} schließlich zeigt kyrillische Zeichen in utf8-Kodierung.

\bibliography{literatur}
\bibliographystyle{plainnat} %Habe diesen Stil gewählt, damit auch in dem cite-Feld russische Buchstaben auftreten. Mit jurabib (germbib) funktioniert es leider (noch?) nicht.
\end{document}

und die Bibtex-Datei:


@BOOK{Kompendium,
title={Kompendium lingvističeskich znanij dlja praktičeskich zanjatij po russkomu jazyku},
editor= {Hans Schlegel},
publisher= {Volk-und-Wissen-Verlag},
address= {Berlin},
year= {1992},
language= {german}
}

@BOOK{doeblin,
AUTHOR = {Döblin, Alfred},
TITLE = {Der Bau des epischen Werks},
BOOKTITLE = {Berlin Alexanderplatz},
PUBLISHER = {Rütten \& Loening},
ADDRESS = {Berlin},
EDITION = {3., erweiterte},
YEAR = {1978},
}

@BOOK{Grammatik-cast,
title = {\v{C}asticy},
author = {N. Ju. \v{S}vedova},
crossref = {Grammatik80},
gender = {sf},
language = {russian},
pages = {723-731},
}

@BOOK{Grammatik80,
title = {Russ\-kaja Gramma\-tika. Bd. 1: Fonetika, fono\-logija, udarenie usw.},
publisher = {Akademija Nauk SSSR, izd. Nauka},
year = {1980},
editor = {\v{S}ve\-dova, N. Ju. and Arutjunova, H. D. and Bondarko, A. V. and Ivanov, Val. Vas.},
address = {Moskva},
language = {russian},
}

@ARTICLE{Pankov,
author = "Панков , {Ф. И. }",
title = "Еще раз о грамматике и семантике модальных слов",
journal = {Вестник Московского Университета},
year = {2003},
volume = {Сер. 9. Филология},
pages = {59-74},
number = {2},
language = {russian},
}

Beim Nachmachen darauf achten, dass die Kodierung der beiden Dateien utf8 heisst, sonst werden die kyrillischen Zeichen verunstaltet. ;) Ich kenne leider keinen Latex-Editor in Windows, der Unicode kann, ich benutze Kile.