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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Der Latex-Frustrations-Thread



razoor
24-08-2007, 08:22
Ging es nicht jedem von uns schon mal so, dass er (wenigstens für einen Moment lang) gedacht hat "Latex ist scheiße!!!" ??? ;)

Mir ging es in den letzten Tagen wieder mehrmals so, als es darum ging, dass für Probleme, die eigentlich ganz leicht erscheinen, mal wieder keine Lösung gefunden werden konnte bzw. es recht lange dauert bis man eine Lösung findet.

An dieser Stelle einmal der Vergleich zu xhtml + css. Eins meiner aktuellen Probleme könnte ich damit in einer Zeile lösen, in Latex hingegen weiß mal wieder keiner einen anständigen, zum Ziel führenden Rat zu geben.
Ich weiß nicht, ob das nur an diesem Forum liegt oder an der Art wie Latex aufgebaut ist, aber in den meisten Fällen zieht sich die Lösungssuche ewig hin und oft kommt man zu keinem befriedigen Ergebnis und entscheidet sich dann für eine weniger schöne Variante oder dafür, es einfach sein zu lassen.
Bei mir macht sich allmählich Frustration breit, zumal mir diese Art der "Problemverdrängung" bisher noch in keiner anderen Programmiersprache untergekommen ist (XHTML,Css,PHP,Java,C++). In den allermeisten Fällen habe ich in den dortigen Foren auch immer schnellen, zum Ziel führenden Rat erhalten. Aber in Latex ist alles anders... :(

Und dann immer diese Verweise auf irgendwelche Pakete. Als Anfänger in Latex würde einem meistens ein Codeschnipsel, der das Problem löst mit Angabe des Pakets wesentlich mehr helfen als Sätze wie: "Lies die (150-seitige) Doku". Am Ende der Doku kann ich das Problem immer noch nicht lösen, weil ich nicht mal weiß, wonach ich suchen soll und als Anfänger sowieso Verständnisschwierigkeiten habe.
Hat man hingegen den benötigten Code und sieht somit was er macht, dann kann man erstmal versuchen diesen zu verstehen. Mit diesem Verständnis kann man dann für spätere Änderungen schon viel leichter in der Doku fündig werden. Aber das nur am Rande... :rolleyes:

Meiner Meinung nach wäre es wesentlich besser, wenn Latex die Möglichkeit bieten würde, alle Überschriften, Tabellen usw. per CSS zu formatieren, wie das ja wohl schon für eine Mathe-Umgebung möglich ist.

Mich interessiert, wie andere zu diesem Thema denken und was ihr bisher so für frustrierende Erlebnisse mit Latex hattet! :confused:

Gnihilo
24-08-2007, 09:40
Moin,

zu allererst liegt mir das hier auf der Seele:



Ging es nicht jedem von uns schon mal so, dass er (wenigstens für einen Moment lang) gedacht hat "Latex ist scheiße!!!" ???


Bin zwar auch schon einige male fast verzweifelt, aber bei Word war das viel schlimmer!!!! Will nicht alle Vorteile von LaTeX erneut aufzählen (ist ja hier (http://www.mrunix.de/forums/showthread.php?t=18466) schon geschehen), aber im Gegensatz zu Word und ähnlichen WYSIWYG-Programmen ist Design hier kein Zufall oder Produkt längeren Ausprobierens.


Mir ging es in den letzten Tagen wieder mehrmals so, als es darum ging, dass für Probleme, die eigentlich ganz leicht erscheinen, mal wieder keine Lösung gefunden werden konnte bzw. es recht lange dauert bis man eine Lösung findet.


Sicherlich ist LaTeX an manchen Stellen gerade für Anfänger recht kompliziert. Allerdings sprechen die Ergebnisse IMHO für sich, so dass sich der Aufwand im Endeffekt lohnt. Zumal Du selber merken wirst, wie Du im Laufe der Zeit immer schneller und besser wirst. Meine erste größere LaTeX-Arbeit hat auch ewig gedauert, doch schon die zweite lief deutlich schneller. In der Zwischenzeit bin ich mit LaTeX mindestens genauso schnell wie mit Word.


Ich weiß nicht, ob das nur an diesem Forum liegt oder an der Art wie Latex aufgebaut ist, aber in den meisten Fällen zieht sich die Lösungssuche ewig hin und oft kommt man zu keinem befriedigen Ergebnis und entscheidet sich dann für eine weniger schöne Variante oder dafür, es einfach sein zu lassen.


Weiß ja nicht, woran Du arbeitest, aber LaTeX ist in erster Linie für naturwissenschaftliche Arbeiten gedacht, bei denen professionelles (und damit meist recht nüchternes) Design im Vordergrund stehen sollte. Wenn man versucht, mit LaTeX wilde layouttechnische Spielereien á la Word zu erzeugen, bekommt man natürlich Probleme. Meine Feststellung ist, dass wenn LaTeX sich gegen bestimmte Einstellungen "wehrt", dafür auch meist ein guter Grund vorhanden ist.


Und dann immer diese Verweise auf irgendwelche Pakete. Als Anfänger in Latex würde einem meistens ein Codeschnipsel, der das Problem löst mit Angabe des Pakets wesentlich mehr helfen als Sätze wie: "Lies die (150-seitige) Doku". Am Ende der Doku kann ich das Problem immer noch nicht lösen, weil ich nicht mal weiß, wonach ich suchen soll und als Anfänger sowieso Verständnisschwierigkeiten habe.


Ich denke, dass "Hilfe zur Selbsthilfe" besser ist, als einfach nur Codeschnipsel zu posten. Zumal die meisten Pakete gute Dokus besitzen, deren Länge in nur sehr seltenen Fällen die 150 Seiten erreichen (Mir würde da im Moment nur der scrguide mit seinen 257 Seiten einfallen, der allerdings extrem genau und verständlich und zusätzlich dazu noch gut gegliedert ist). Außerdem erfolgt der Verweis auf Dokus in der Regel mit einem Hinweis auf eine bestimmte Option oder einen Befehl, so dass man doch recht schnell fündig werden kann.

Also, denke mal, soo schlimm ist LaTeX gar nicht, auch wenn man ab und zu mal kleinere Verzweifelungsanfälle bekommt... :rolleyes: nicht aufgeben!!

Gruß Jonas.

sommerfee
24-08-2007, 10:07
Mein Vorschlag: Schaue dir mal Context an.

Das Design von LaTeX ist halt alt, da nützen auch nachträglich eingebaute Sachen wie Paketoptionen und NFSS nicht so viel, wie man sich das wünschen würde.

Hinzu kommen historisch bedingte Inkonsequenzen, selbst innerhalb des LaTeX2e-Basispaketes vorhanden sind. Bei "table" z.B. ist \caption für eine Beschriftung unter der Tabelle angelegt, ferner wird der Zähler erst bei \caption erhöht. Bei "longtable" hingegen ist \caption für eine Beschriftung über der Tabelle angelegt, ferner wird der Zähler immer erhöht, egal ob eine \caption gesetzt wird oder nicht.

Manche Bugs wurden innerhalb LaTeX2e nicht beseitigt, wegen der Angst, sich damit bzgl. einiger Pakete Inkompatiblitäten einzufangen. Die wurden dann in ein extra Paket (fixltx2e) ausgelagert...

Dann gibt es keine Richtlinien, keine sauberen Schnittstellen für Paketautoren. Was den formalen Aufbau etc. angeht, ja, sogar IMHO sehr gute, aber nicht, was das eigentliche "patchen" von LaTeX Internata angeht. Der eine geht gnadenlos davon aus, daß es vorher so definiert ist, wie er denkt, daß es definiert sein sollte, der andere merkt sich das Originalkommando und bettet es innerhalb seiner Umdefinition ein, was aber auch nicht immer funktionieren muß, wenn das Originalkommando von einem Paket derart umdefiniert wurde, daß es nur unter den "gewohnten" Bedingungen richtig funktioniert...

Jeder kann ein LaTeX-Paket basteln und nach CTAN veröffentlichen, egal wie inkompatibel es ist oder wieviele Pakete es derart schon gibt. Es gibt keinen "TÜV", wenn auch Frank Mittelbach immer zum LaTeX Companion diese Aufgabe dankenswerterweise übernommen hat, und auch Paketautoren zu einigen positiven Änderungen bewegen konnte.

Daher versuche ich immer, von Paketen, die keine Erwähnung im LaTeX-Companion/Begleiter finden, die Finger zu lassen, es sei denn, sie kommen von Autoren wie Heiko Oberdiek, David Kastrup etc., von denen ich weiß, daß ich eine gewisse Qualität und vor allem auch Support erwarten kann.

Außerdem versuche ich nicht, jedes Problem mit einem Paket zu erschlagen, wenn es nicht sein muß. KOMA-Script bietet z.B. reichhaltige Möglichkeiten, und wenn ich dort am Satzspiegel etwas ändere, dann nicht mit geometry, sondern mit dem zu KOMA-Script gehörigen Paket. Die Anleitung zu KOMA-Script ist sehr gut und ausführlich, und gibt es sogar auch als Buch zu kaufen.

Ich habe auch keine Standard-Preamble, die ich von Dokument zu Dokument kopiere. Jedes Dokument beginne ich von vorne und binde nur das ein, was ich wirklich brauche und von dem ich auch ganz genau weiß, warum ich es brauche.

Damit fahre ich eigentlich sehr, sehr gut. Denn unter'm Strich ist LaTeX trotz aller Widrigkeiten zum Trotz IMHO sehr brauchbar.



Als Anfänger in Latex würde einem meistens ein Codeschnipsel, der das Problem löst mit Angabe des Pakets wesentlich mehr helfen als Sätze wie: "Lies die (150-seitige) Doku". Am Ende der Doku kann ich das Problem immer noch nicht lösen, weil ich nicht mal weiß, wonach ich suchen soll und als Anfänger sowieso Verständnisschwierigkeiten habe.

Es gibt IMHO genau das, was du suchst, nämlich das Buch "Der LaTeX Begleiter". Den Kauf kann ich wirklich jedem, der Dokumente mit LaTeX setzt, wärmstes empfehlen. Kurze Abrisse über die wichtigsten & besten Pakete, mit praxisnahen Beispielen. In der Regel braucht man dann nur in Spezialfällen den Griff zur eigentlichen Paketdokumentation. Und einen ganzes Kapitel über systematische Problemsuche und -behebung, mit Beschreibung vieler Fehlermeldungen und Warnungen und vieles mehr. Das ganze über 1000 Seiten stark, eine Fundgrube für Anfänger und Fortgeschrittene, besser kann man 60 Euro IMHO nicht anlegen.

Liebe Grüße,
Axel

Maverick
24-08-2007, 10:55
Hallo!

Ich bin auch Anfänger in Sachen LaTeX. Probleme hatte und habe ich immer dann (bzw. sehr oft), dass irgendwelche Pakete mit irgendwelchen anderen Paketen kollidieren. Und dann Fehler rauszufinden, ist oft eine langwierige Sache. Insofern trifft das den Punkt sehr genau:



Jeder kann ein LaTeX-Paket basteln und nach CTAN veröffentlichen, egal wie inkompatibel es ist oder wieviele Pakete es derart schon gibt. Es gibt keinen "TÜV", wenn auch Frank Mittelbach immer zum LaTeX Companion diese Aufgabe dankenswerterweise übernommen hat, und auch Paketautoren zu einigen positiven Änderungen bewegen konnte.

Den Tipp, ein LaTeX-Dokument immer ganz von Null anzufangen, finde ich recht brauchbar. Denn so bindet man nur die Pakete ein, die man braucht. Und es kommt zu keinen Kollisionen.

Was echt TOTAL nervt, ist, dass ganz banale Dinge oft stundenlange Überlegensprozesse und Suchen nachsichziehen. Bei mir wird z.B. momentan das Stichwortverzeichnis partout nicht auf einer ungeraden Seite ausgegeben.

FRAGE: Ist Context da wirklich besser? Wie ist denn der Umstieg auf Context? Und findet man irgendwelche Beispiele im Netz, wie Context-Dokumente (im Vgl. zu LaTeX) aussehen?

sommerfee
24-08-2007, 11:08
Zu Context:

http://www.uni-giessen.de/partosch/TeX/ConTeXt-LaTeX/
http://de.wikipedia.org/wiki/ConTeXt

Liebe Grüße,
Axel

pospiech
24-08-2007, 11:35
Bei allen offensichtlichen Vorteilen die Context bietet hat es dennoch zwei Nachteile (soweit ich das bislang beurteilen kann)
- es ist fast überhaupt nicht kompatibel zu LaTeX
- es hat einen eher Layout als Objektorientierten(Semantischen) Ansatz weshalb ich LaTeX weiterhin gegenüber Context bevorzuge.

Matthias

AtomAmeise
24-08-2007, 11:56
Also ich muss mal gegen den latex-frust gegenhalten.

Latex ist klasse!! :D

Von Haus aus wurde ich dazu erzogen, dass Computer nix für Mädchen sind. Als ich dann angefangen hab zu studieren, wurde ich zum MS-user. Dann hab ich festgestellt, dass Arbeiten mit Latex definitiv besser und wissenschaftlicher sind, dass Probleme, die ich habe, schon jemand vor mir gehabt hat, und dass eine gute Lösung immer zu finden ist.
Seitdem ich auf Latex umgestiegen bin (vor ca. einem Jahr), hab ich die unbegründete Furcht, etwas selbst zu programmieren, verloren. Ich bin auf Linux umgestiegen, habe Fortran und C gelernt usw. Und das hab ich alles Latex zu verdanken.

Ich bedanke mich an dieser Stelle mal bei allen Leuten, die in diesem Forum konstruktive Beiträge leisten. Ihr habt mir sehr geholfen! Ich konnte bisher so ziemlich alle Lösungen für meine Problemchen hier finden. Und tatsächlich musste ich mich diese Woche das erste Mal hier registrieren, weil mir ein Problem untergekommen ist, das ich nicht so einfach lösen konnte.

eve

razoor
24-08-2007, 12:17
Erstmal thx für die vielen Antworten.


Bin zwar auch schon einige male fast verzweifelt, aber bei Word war das viel schlimmer!!!! Will nicht alle Vorteile von LaTeX erneut aufzählen (ist ja hier schon geschehen), aber im Gegensatz zu Word und ähnlichen WYSIWYG-Programmen ist Design hier kein Zufall oder Produkt längeren Ausprobierens.
Die Ergebnisse von mit Latex gesetzten Dokumenten sind wesentlich besser als z.B. bei Word, da stimme ich voll zu und sonst würde ich Latex ja auch nicht benutzen ;)
Nur die Machart von Latex missfällt mir, ich finde es einfach an manchen Stellen zu kompliziert und dieses ewige Gesuche:

Was echt TOTAL nervt, ist, dass ganz banale Dinge oft stundenlange Überlegensprozesse und Suchen nachsichziehen.
Genau das meine ich!

Wahrscheinlich liegt meine Frustration daran, dass ich ursprünglich aus der Web-Ecke komme, die sich permanent weiterentwickelt, so dass dort mittlerweile nahezu jedes Layout/Design was man sich irgendwie vorstellen kann mit relativ geringem Aufwand umsetzbar ist.
Latex wirkt dagegen etwas angestaubt auf mich. Wie alt ist Latex eigentlich schon bzw. gibt es Aussicht auf neuere Versionen oder steht die Entwicklung eher still?

Stundenlange Arbeit hin oder her, bei Latex bleiben werde ich trotzdem, die Ergebnisse überzeugen einfach! Und wenn man sich länger mit einem Problem auseinandersetzen muss, dann steigt ja schließlich auch die Freude über dessen Lösung. ;)

marius79
24-08-2007, 12:34
Was echt TOTAL nervt, ist, dass ganz banale Dinge oft stundenlange Überlegensprozesse und Suchen nachsichziehen. Bei mir wird z.B. momentan das Stichwortverzeichnis partout nicht auf einer ungeraden Seite ausgegeben.
LaTeX hat da aber meiner Meinung nach den entscheidenden Vorteil, dass die Fehlersuche über logische Schritte zu einem produktiven Abschluss gebracht werden kann. Es hat eben meistens seinen Grund, dass es nicht so läuft, wie man es gerne hätte. Diesen Grund zu finden erfordert natürlich einiges an Überblick, der mir leider ziemlich oft abgeht.

Und dann immer diese Verweise auf irgendwelche Pakete. Als Anfänger in Latex würde einem meistens ein Codeschnipsel, der das Problem löst mit Angabe des Pakets wesentlich mehr helfen als Sätze wie: "Lies die (150-seitige) Doku". Am Ende der Doku kann ich das Problem immer noch nicht lösen, weil ich nicht mal weiß, wonach ich suchen soll und als Anfänger sowieso Verständnisschwierigkeiten habe.
Hat man hingegen den benötigten Code und sieht somit was er macht, dann kann man erstmal versuchen diesen zu verstehen. Mit diesem Verständnis kann man dann für spätere Änderungen schon viel leichter in der Doku fündig werden. Aber das nur am Rande...
Viele Dokus fallen deswegen so lang aus, weil die komplette Implementierung diskutiert wird. Das kann man sich als Normal-User schenken. Die Dokus listen aber meist in einem Abschnitt die Möglichkeiten der Schnittstelle auf, und damit lässt sich doch schon einiges anfangen. Wenn's mit diesen Angaben nicht klappt, muss man eben etwas gründlicher lesen oder sich fachmännischen Rat besorgen.

Was sich aber meiner Meinung nach nicht umgehen lässt, ist die Lektüre einer Einführung -- egal welcher. Man sollte schon in gaaanz groben Zügen wissen, was da eigentlich in einer tex-Datei notiert wird, und nicht einfach Schnippsel aus dem Netz verwenden. Ein Großteil der wirklich frustrierenden Fehler bleibt dann vielleicht aus? In LaTeX lässt sich nun mal nicht einfach drauf los tippen.

Grüße
marius

Gnihilo
24-08-2007, 12:43
Latex wirkt dagegen etwas angestaubt auf mich. Wie alt ist Latex eigentlich schon bzw. gibt es Aussicht auf neuere Versionen oder steht die Entwicklung eher still?


Es gibt (laut FAQ) mehrere Projekte, die sich die Weiterentwicklung von TeX auf die Fahnen geschrieben haben:

NTS (http://nts.tug.org/)

Omega (http://www.ctan.org/tex-archive/systems/omega/)

Weiß allerdings nicht, wie aktuell diese Entwicklungen im Moment sind. Ansonsten fällt mir natürlich der Nachfolger von LaTeX2e ein: LaTeX3 (http://www.latex-project.org/)

Gruß J.

pospiech
24-08-2007, 14:43
Es gibt (laut FAQ) mehrere Projekte, die sich die Weiterentwicklung von TeX auf die Fahnen geschrieben haben:

Diese FAQ ist allerdings auch veraltet.

Es gibt als Projekte
- http://www.extex.org/
- http://www.luatex.org/
- http://scripts.sil.org/cms/scripts/page.php?site_id=nrsi&id=xetex

allerdings sind das alles die TeX engines

etwas anderes ist der LaTeX Kernel
- http://www.latex-project.org/latex3.html

der aber leider nicht die Features von luatex nutzen wird, was den Abstand zwischen Context und LaTeX massiv veschlechtern wird.

Matthias

bischi
24-08-2007, 18:00
So - ich geb dann auch mal noch meinen Senf dazu...

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LaTeX ist schwierig
Stimmt meiner Meinung nach teilweise und hängt sehr vom Anwender ab. Wer noch nie programmiert hat, der dürfte anfangs sicherlich einige Problemchen damit haben, dass man in LaTeX nicht alles zusammenklicken kann. Im Gegensatz zu der meisten herkömmlichen Textverarbeitungssoftware sind Fehler mit LaTeX im Allgemeinen allerdings reproduzierbar und somit - einmal gelöst - immer gelöst!
Ebenfalls sollte man im Hinterkopf behalten, dass man mit LaTeX nicht versuchen sollte, ein punktgenaues Layout zu erzwingen. Dafür ist LaTeX schlichtweg nicht konzipiert und man verwendet daher lieber eine geeignete Software.


LaTeX ist unübersichtlich
Diese Tendenz ist sicherlich da. Aber es gibt Abhilfe: Man muss einfach Mut dazu haben, gezielt zu verzichten und sich immer zu fragen, ob man das Paket jetzt wirklich braucht oder nicht. Falls man so vorgeht, hat man folgende Vorteile:
1) Weniger Probleme mit Inkompatibilitäten zwischen einzelnen Paketen.
2) Übersichtlichere Dokumente (da man weniger Kommandos verwendet).
3) Weniger Aufwand für Feinjustierungen.
4) Was am meisten zählt: Bessere Dokumente, da man sich auf das Schreiben konzentrieren kann und sich nicht mit irgendwelchen Features rumschlägt!
5) Einheitliches Layout - man braucht in einem Dokument nicht 5 verschiedene Tabellenarten! (Als gutes Gegenbeispiel dürften wohl meine ersten Dokumente gelten, welche ich jemals an einem Computer geschrieben habe: Mindestens 5 verschiedene Schriften, 5 Farben, ...)
--> So als Faustregel würd ich sagen: Mehr als 20-25 eingebundene Pakete sind auch für grosse Arbeiten eher zu viele!


LaTeX Bücher und Dokumentationen
Von Büchern für LaTeX halte ich persönlich nicht allzu viel - diese sind meist schon bei der Publikation teilweise veraltet. Ich persönlich würde mir die 10 wichtigsten Dokumentationen verlinken - diese genügen zumindest für Anfänger vollständig. Diese muss man auch nicht auswendig kennen - im Zweifelsfall kann man ja nachschlagen.
Meine Top 10 der Dokumentationen:
- die DANTE-FAQ (http://www.dante.de/faq/de-tex-faq/html/)
- Die KOMA-Script Doku: scrguide.pdf (ftp://tug.ctan.org/pub/tex-archive/macros/latex/contrib/koma-script/scrguide.pdf)
- Die LaTeX-Sündensammlung: l2tabu.pdf (http://http://www.ctan.org/tex-archive/info/l2tabu/german/l2tabu.pdf)
- LaTeX und Bilder: l2picfaq.pdf (http://tug.ctan.org/info/l2picfaq/german/l2picfaq.pdf)
- Die Mathmode-Doku: Mathmode.pdf (http://perce.de/LaTeX/PDF/Mathmode.pdf)
- Die Liste mit den Spezialsymbolen: symbols-a4.pdf (http://http://www.ctan.org/tex-archive/info/symbols/comprehensive/symbols-a4.pdf)
- Die Beamer-Doku (Bildschirmpräsentation): beameruserguide.pdf (ftp://tug.ctan.org/pub/tex-archive/macros/latex/contrib/beamer/doc/beameruserguide.pdf)
- Falls man dann spezielle Seitenrändervorgaben hat: geometry (ftp://tug.ctan.org/pub/tex-archive/macros/latex/contrib/geometry/manual.pdf)
- Für formatierten Quellcode: listings (ftp://tug.ctan.org/pub/tex-archive/macros/latex/contrib/listings/listings.pdf)
- Für Tabellen: tabsatz-2004.pdf (http://www.torsten-schuetze.de/tex/tabsatz-2004.pdf)

Sollte man dennoch unbedingt ein Buch kaufen wollen, so empfiehlt sich "Der LaTeX Begleiter" oder die KOMA-Script-Doku in Buchform.

Vorlagen
Meines Erachtens sind gute Vorlagen hervorragend geeignet, um LaTeX zu lernen und selbst Dokumente zu erstellen. Auf eines sollte dabei allerdings unbedingt geachtet werden: Nur Vorlagen verwenden, die einigermassen aktuell sind. Sollte in der Vorlage ein Befehl auftauchen, der in l2tabu.pdf (http://http://www.ctan.org/tex-archive/info/l2tabu/german/l2tabu.pdf) auftaucht, so gilt: Finger weg davon!
Als kleiner Tipp: In Vorlagen zuerst einmal alles auskommentieren und dann nacheinander das wieder einfügen, das man selbst braucht.
Man kann meines Erachtens auch sehr gut eigene Dokumente als Vorlage für neue Dokumente brauchen - aber auch hier gilt: Zuerst überprüfen, ob man keine mittlerweilen veralteten Pakete einbindet und zusätzlich alles auskommentieren, das man nicht wirklich braucht. Hilfreich für eine Wiederverwendung sind sauber geschriebener Code und Kommentare, welche die verwendeten Features erklären.


Don't Panic!
Jeder wird früher oder später einmal an einen Punkt kommen, an welchem er ein Problem nicht einfach so lösen kann. Folgende Tipps helfen in diesen Fällen meist weiter:
1) Zurücklehnen, entspannen und Abstand gewinnen (oftmals sieht man den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr).
2) Einmal alle Dateien löschen, die man nicht selbst erstellt hat und dann drei Mal neu kompilieren.
3) Die verwendete LaTeX-Distribution aktualisieren.
4) Die Forensuche oder die Suchmaschine nach Wahl anwerfen und schauen, ob andere Leute ein ähnliches Problem hatten und eine Lösung gefunden haben.
5) Das Dokument kopieren und langsam beginnen alles rauszunehmen, was nicht mit dem Fehler zu tun hat. Hat man sich einfach irgendwo vertippt, so findet man den Fehler auf diese Art recht schnell. Sollte es sich um einen wirklichen Fehler handeln, so erhält man ein lauffähiges Minimalbeispiel (http://www.minimalbeispiel.de/) an dem andere Leute weiterarbeiten können. Die Paketautoren "freuen" sich immer über solche Fehlermeldungen!
6) Falls sich das Problem nicht auf die Schnelle beheben lässt (und man im Stress ist;) ): Überlegen, ob es nicht eine gleichwertige Alternative zum gewünschten Verhalten gibt.


Sollte man sich an diese paar Richtlinien halten, so steht einem eigentlich nichts mehr im Weg, mit LaTeX glücklich zu werden :).

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MfG Bischi

PS: Ja ich weiss - dieser Beitrag ist ein wenig lang geworden...
PS2: Ich wollte eigentlich schon lange einmal den "sticky - was ist latex"-Thread ersetzen. Ich dachte, dass man diesen Post hier nehmen könnte (drum hab ich mir auch die Mühe gemacht, dermassen viel zu schreiben). Bevor ich das aber tue, möchte ich wissen, was ihr davon haltet und eventuell den Post noch anpassen (ihr habt sicherlich alle noch eure eigenen guten Tipps!)
PS3: Zusätzlich kämen dann noch ein paar Links für die absoluten Neulinge hin: Miktex, Texlive, Texniccenter, Kile,ctan,... Ausserdem würd ich dann wohl noch ganz am Anfang ein paar wenige Zeilen schreiben, was LaTeX überhaupt ist...

oSie
24-08-2007, 19:13
Also ich kann dir da nur zustimmen Bischi!

Latex ist am Anfang kompliziert, man verzweifelt gern mal, Vorlagen sind hervorragend, Bücher sind nicht so toll und wenn man erstmal eine gewisse Basis in Form einer eigenen angepassten Vorlage hat, wird Latex zum tollsten Textprogramm, was man sich so denken kann.

Was hab ich anfangs nicht rumgeflucht und hätte mich mein Prof. nicht dazu "gezwungen", hätte ich es wohl wieder bei Seite gelegt. Je mehr man allerdings in die Materie eindringt, um so mehr ist auch der eigene Ehrgeiz geweckt, Probleme zu lösen.

Und wenn alles nichts hilft, kann man immernoch hier suchen/fragen.

Grüße,
Daniel

Gnihilo
24-08-2007, 20:13
@Bischi: Hätte für Deine Top 10 Liste noch ein paar Ergänzungen:

Tabellen:
Tables in LaTeX2e.pdf (http://www.tug.org/pracjourn/2007-1/mori/mori.pdf).

Index:
Makeidx[deutsch].pdf (http://www.ku-eichstaett.de/urz/schriften/makeidx.pdf). Ist zwar schon recht alt, hat mir aber ganz gut geholfen...


BibTeX:
TameTheBeast.pdf (ftp://cam.ctan.org/tex-archive/info/bibtex/tamethebeast/ttb_en.pdf). Umfangreich und recht aktuell.
btxFAQ.pdf (http://tug.ctan.org/biblio/bibtex/contrib/doc/btxFAQ.pdf)


Gruß Jonas.

bischi
24-08-2007, 21:26
@ Gnihilo: Gute Links! Vielleicht mach ich dann 2 TopX: Eines für absolute Anfänger und eines für Fortgeschrittene. Also her mit guten Dokus!

MfG Bischi

pospiech
24-08-2007, 21:41
@ Gnihilo: Gute Links! Vielleicht mach ich dann 2 TopX: Eines für absolute Anfänger und eines für Fortgeschrittene. Also her mit guten Dokus!

Hier sind einige Verlinkt:http://www.matthiaspospiech.de/latex/dokumentation/einfuehrung/

Matthias

bischi
24-08-2007, 21:47
@ matthias: Schau mir die dann nochmals genauer an.

Ihr habt jetzt noch knapp zwei Wochen Zeit um Links zu posten und Kommentare zum vorgeschlagenen Text abzugeben. Dann hab ich meine Prüfungen vorbei und Zeit, um das sauber umzusetzen ;)

MfG Bischi

Leviathan07
25-08-2007, 11:38
Meine Meinung als einigermaßen erfahrener Latex Nutzer...

Latex ist super, solange man viel Zeit fürs schreiben hat, und einen Internetzugang um die ständig wieder auftauchenden Fragen zu Formaten etc zu beantworten. Latex macht echt schöne Dokumente, es ist eine Freude sie zu lesen.

Leider ist Latex meiner Meinung nach als tägliches Arbeitsmittel für einfache Dokumente völlig ungeeignet. Wo man in Word in fünf Minuten eine schnelle "Huschi-Pfuschi" Lösung für Format-, Zeichen- oder Absatzprobleme bekommt, braucht man in Latex eine Stunde um sich eine befriedigende Lösung zusammenzubasteln.

Konkretes Beispiel: Lebenslauf schreiben!

Anforderung: Tabellarisches Format, 2 Seiten maximal, mit Foto.

Mit Word in 20 Minuten erstellt. Viel herumspielerei an den Absätzen, ein Foto soll auch mit hinein, die Seitenränder sollen individuell angepasst werden... keim Problem.

mit Latex - ein Alptraum! Entweder man verwendet eine vertraute Dokumentenklasse (report, scrreport o.ä.) und bricht sich einen Ast ab beim Versuch, Absätze zu zu formatieren wie man sie haben will. Zeitbedarf mindestens 90 Minuten. Oder man arbeitet sich in eine völlig neue Dokumentenklasse ein, was zahllose Trial-and-Error versuche kostet und nicht in unter zwei Stunden zu machen ist.

Latex "verführt" einen immer wieder zum Zeitverschwenden. Man stößt auf ein Problem, denkt "na man müsste doch nur mal eben.." und fängt an zu tüfteln. Ehe man sichs versieht, hat man viel mehr Zeit hineingesteckt als man sollte.

Beispiel: Wie bekomme ich zwei Logos auf eine Titelseite, eins in die linke untere Ecke, eins in die untere rechte Ecke? Auch in einer Programmumgebung wie Kile gibts hierfür keine vordefinierte Funktion. Bis man alle Kommandos ausprobiert hat und im Internet recherchiert hat, vergeht gerne mal eine oder zwei Stunden. So eine Verschwendung!!! Da mach ich meine Titelseite doch lieber in Word, konvertier zu PDF, und häng die per Hand an mein Latex Dokument an. (Inzwischen weiß ich wie es geht... hat aber ein bisschen gedauert.)

Latex ist echt voll 21. Jahrhundert... es kann im prinzip alles, ist aber chaotisch, unübersichtlich und lebt es davon, dass es Leute gibt, die weit mehr Zeit haben als man selber ;)

Maverick
25-08-2007, 11:44
Hallo Du!

Du sprichst mir echt aus der Seele (Zeitverschwendung, Lebenslauf etc.).

Ich habe mir mittlerweile eine Dokumentenvorlage für SE-Arbeiten, Diplom-Arbeiten usw. zusammengestellt, welche mich aber einige Stunden (Tage) gekostet hat.

Das mit dem Titelblatt mache ich auch so: Beim Mac gibt es das Programm Pages, da gibt es super Vorlagen. Diese hänge ich dann einfach in mein LaTeX-Dokument. Für Lebensläufe, Briefe gilt dasselbe. Hier ist Pages einfach die bessere Wahl.

Leviathan07
25-08-2007, 12:45
Wenn ich mit Latex arbeite (4-5 mal im Jahr) besteht etwa 80% der Zeit aus ausprobieren und tüften. Ich find das extrem unproduktiv.

Mein Traum (ohne den Latex Göttern hier auf die Füße treten zu wollen):

Ein Latex-Redux, das mit 10% der hier empfohlenen Pakete und 5% der hier angepriesenen Latex Features auskommt, und einfach nur zuverlässig gut aussehende Textdokumente produziert!! Mit Word-Oberfläche im WYSIWYG Stil. :)

MasterOfPuppets
25-08-2007, 14:36
Hast du dir schon mal Lyx angeschaut?

Kann es sein, dass du sehr viele Spielereien in deinen Dokumenten haben willst? Ansonsten sollte die Arbeit mit Latex eigentlich recht flott von der Hand gehen.

Zum Logo: Nimm pgf/TikZ, such in der Doku nach Knoten/current page und da steht auch alles, was du brauchst. Oder nimm ein nettes Grafikprogramm wie Gimp, Inkscape usw. und bastel dein Titelbild schnell zusammen. Einfügen fertig. Ist bestimmt bequemer als noch Word anzuschmeissen und das doc erst zu konvertieren usw.

cookie170
25-08-2007, 20:09
LaTeX ist ein Programm für Profis: für Leute, die täglich stundenlang schreiben. Je komplizierter der Text, desto hilfreicher ist LaTeX. Inhaltsverzeichnisse, Bilder einbinden, dynamische Verweise, Tabellen, all' das schreckt mich nicht mehr.

Und damit reiht sich LaTeX ein in die Reihe mit Quark, Indesign, Excel, Typo3...

Das Beispiel "Lebenslauf verfassen" ist unpassend: Wie oft im Leben schreibt man so ein Ding? Bei der Frage, ob ein Programm zu flotter Arbeit taugt, kommt es darauf an, wie es sich im täglichen Einsatz Woche für Woche bewährt,

meint
Alexander

razoor
25-08-2007, 21:48
Latex "verführt" einen immer wieder zum Zeitverschwenden. Man stößt auf ein Problem, denkt "na man müsste doch nur mal eben.." und fängt an zu tüfteln. Ehe man sichs versieht, hat man viel mehr Zeit hineingesteckt als man sollte. ... und kommt kaum noch zum eigentlichen Inhalt des Dokuments.


Wenn ich mit Latex arbeite (4-5 mal im Jahr) besteht etwa 80% der Zeit aus ausprobieren und tüften. Ich find das extrem unproduktiv.
So ungefähr gings mir auch, inzwischen ist es aber schon ein wenig besser geworden, versuche jetzt auch mir Vorlagen zu machen und diese dann so oft wie möglich weiterzuverwenden.

Ist ja schön zu sehen, was dieser Thread so alles bewirkt. Eine Liste mit den wichtigsten Links usw. wäre echt cool!
Vielleicht sollte man ihn dann lieber in "Kampf dem Latex-Frust" umbennnnen ;)

bischi
25-08-2007, 22:26
Ist ja schön zu sehen, was dieser Thread so alles bewirkt. Eine Liste mit den wichtigsten Links usw. wäre echt cool!

Ich wollte sowieso mal ein wenig bei den sticky-Threads aufräumen und die wichtigsten Tipps/Links posten (wurde letzhin darauf aufmerksam gemacht, dass nicht mal mehr die Miktex/texlive-Links schnell zu finden sind). Wegen dem Thread hab ichs halt ein wenig nach vorne verschoben :D

Aber eben - für mich ist das Thema LaTeX-Anfang schon ein wenig weit weg - daher wär ich froh, wenn die Neulinge hier sagen könnten, was sie beschäftigt, was ihnen konkret fehlt...

Und natürlich von allen die guten Tipps sammeln - ich denke, das eine oder andere kann ich auch noch dazulernen ;)



Vielleicht sollte man ihn dann lieber in "Kamp dem Latex-Frust" umbennnnen ;)

Kamp=?

MfG Bischi