Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : ein paar Fragen zum Zeichensatz
Hallo Setzergemeinde,
erstellt man ein Dokument und bindet das Paket lmodern ein, so er hält man einen neuen Schriftstil (nennt man das so?), fügt man die Befehle \renewcommand{\familydefault}{\sfdefault} hinzu, wird dann der Schriftstil lmodern beibehalten? Gibt es zu jeder Schrift eine serifenlose?
Verwendet man hierzu eine Matheumgebung und möchte darin den gleichen Zeichensatz wie im Dokument verwenden, kenne ich bisher nur die Lösungen
\mathrm und \text wobei ich nicht genau erkennen kann, ob dann wirklich die gleiche Schrift wie im restlichen Dokument verwendet wird.
Gibt es die Möglichkeit mit einem Befehl zu sagen, das im ganzen Dokument die gleiche Schrift verwendet werden soll? Oder kann man den Schriftstil für die Matheumgebung ins Dokument übernehmen? Zumal ich in Formeln nicht jeden Buchstaben in \text{a} schreiben möchte. Oder würdet ihr sagen die Schriftstile sollen sich voneinander abheben, das ist aus typografischer sicht sinnvoll. Welche Schriftstile kommen dann als kombination in Frage? Und wie setzt man gegebenfalls einen Schriftstil für die generelle Matheumgebung?
\documentclass[a4paper]{scrartcl}
\usepackage[ngerman]{babel}
\usepackage[utf8]{inputenc}
\usepackage[T1]{fontenc}
\usepackage{textcomp}
\usepackage{lmodern}
\usepackage{amsmath}
\usepackage{amssymb}
\usepackage{amsfonts}
\begin{document}
ABCDEFG abcdefg
\begin{align}
\text{ABCDEFG abcdefg}
\mathrm{ABCDEFG abcdefg}
a+b+c+d+e+f+g+A+B+C+D+E+F+G
\end{align}
\end{document}
lockstep
27-06-2010, 15:38
erstellt man ein Dokument und bindet das Paket lmodern ein, so er hält man einen neuen Schriftstil (nennt man das so?), fügt man die Befehle \renewcommand{\familydefault}{\sfdefault} hinzu, wird dann der Schriftstil lmodern beibehalten? Gibt es zu jeder Schrift eine serifenlose?
(Die Terminologie variiert - ich halte mich im folgenden an Sauthoff/Wendt/Willberg, "Schriften erkennen".)
Eine Schrift wie z.B. die Times (mit Serifen) oder die Helvetica (serifenlos) kann man auch als "Schriftfamilie" bezeichnen. Die häufigsten Mitglieder einer solchen Familie sind die Geradestehende, die Kursive, die Fette und die fette Kursive; bei Serifenschriften kommen oft Kapitälchen hinzu.
Die Latin Modern stellt eine "Schriftsippe" dar - das sind gemeinsam entworfene, miteinander harmonierende Familien von Serifen- und serifenlosen Schriften (bei Latin Modern kommt noch die Typewriter-Familie dazu). Weitere Beispiele für Schriftsippen sind die Lucida und die Stone.
Die Masse der Schriftfamilien ist nicht Teil einer Sippe; hier muss man ggf. - unter Zuhilfenahme typographischer Grundkenntnisse - zu einer Serifenschrift eine passende Serifenlose suchen (und nein, Times und Helvetica passen nicht zusammen). In den letzten Jahren wurden vereinzelt Familien zu Sippen ergänzt (Entwurf einer zur Palatino passenden Palatino Sans) oder ursprünglich nicht gemeinsam entworfene Familien durch ein Redesign zu einer Sippe vereint (aus der Meridien wurde so die zur Frutiger passende Frutiger Serif). Damit wiederholt sich gewissermaßen der Prozess aus dem 17. Jhdt., in dem geradestehende und kursive Schriften zu Familien zusammengeführt wurden.
lockstep
Hi lockstep,
Vielen dank, glaube das verstanden zu haben. Also das Paket lmodern ist eine Schriftensippe wobei beim anwenden von \renewcommand{\familydefault}{\sfdefault} eine serifenlose Schrift gewählt wird die zur Serifenschrift von lmodern passt.
Wie passt man die verwendete Schriftensippe oder Schriftfamilie in der Matheumgebung der der lmoder an? Geht das überhaupt? Oder sollte man besser die Schriftsippe/familie im Dokument der der Matheumgebung anpassen?
lockstep
27-06-2010, 21:09
In deinem Beispiel verwendest du eine Serifenschrift, und innerhalb der align-Umgebung wird nur von Geradestehend auf Kursiv umgeschaltet. Wenn du dein Dokument in einer serifenlosen Schrift setzen möchtest, die auch über Mathematik-Zeichen verfügt, bietet sich z.B. \usepackage{cmbright} an.
lockstep
Hi lockstep,
so ganz, weiß ich doch nicht bescheid... durch das Einbinden des Pakets lmodern, wird der Text auf die Serifenschrift der Schriftsippe lmodern gesetzt, stimmt das so weit?
In der Mathumgebung wird die kursive Schrift aus der Schriftensippe lmodern, die zur serifen Schrift von lmodern passen soll, verwendet?
Wird in der Matheumgebung überhaupt auf die Wahl der Schrift im Dokument eingegangen, außerhalb der Tags \mathrm und \text?
lockstep
27-06-2010, 23:15
Das Paket lmodern hast du richtig beschrieben. Zu Matheumgebungen: Grundsätzlich sollte LaTeX auch hier mit allem arbeiten, was die Latin Modern hergibt. Allerdings gibt es meines Wissens nach in der Mathematik recht strikte Textsatz-Konventionen - gewisse Dinge werden fast immer kursiv, andere fett gesetzt.
lockstep
O.k., dann wird außerhalb der Tags \mathrm und \text innerhalb von align die passende kursiv Schrift aus lmodern verwendet, es ist nicht so, dass da eine kursiv Schrift aus einer ganz anderen Sippe steht? Aus typografischer Sicht ist das dann immer noch stimmig? Oder sollte man sich für eine Schriftfamilie entscheiden, eine mögliche wäre, wie du vorschlugst \usepackage{cmbright}?
lockstep
27-06-2010, 23:51
Es ist die kursive Latin Modern und es ist stimmig. Und es ist eine Schriftfamilie. :)
\usepackage{cmbright} ergibt eine andere Familie. Wäre auch stimmig, aber serifenlose Schrift im Fließtext ist eher unüblich.
lockstep
Aber die kursive Latin Modern sieht soviel anders aus, z.B. das kleine "g".
lockstep
28-06-2010, 00:18
Unterschiedliche Buchstabenformen zwischen Geradestehender und Kursiver sind beabsichtigt bzw. haben eine lange Tradition. Schon mal das kleine "a" näher angesehen?
lockstep
Stimmt das "a" wäre schon ein passendes Bsp. gewesen. Welche Schriftfamilie bevorzugst du und behältst du die formatierungen der Matheumgebungen bei? Da ich kein typografisches Fachwissen besitze wirkt es auf mich zunächst unleserlich.
Die Verwendung der Pakete \usepackage{txfonts} und \usepackage{textcomp} für diverse Zeichen, damit überschreibt man die Schriften von lmodern, stimmt das? Bleiben die Schriften dann immer noch passend? textcomp soll einem zur Schrift stimmige Sonderzeichen wie "€" zur Verfügung stellen und txfonts liefert das seltene Zeichen ":=". Ich weiß jetzt nicht, wie die Schriften bzw. Pakete verwendet werden, so dass ein stimmiger Zeichensatz dabei raus kommt.
lockstep
28-06-2010, 07:25
Ich bevorzuge die Palatino (\usepackage[osf]{mathpazo}), da sie a) zu den typographisch hochwertigsten frei verfügbaren Schriften zählt b) über Kapitälchen und einen alternativen Ziffernsatz (Mediävalziffern) verfügt - hierzu die Option osf c) relativ breit läuft und damit Einspaltensatz im Format A4 erträglich macht. Das Paket mathpazo stellt auch Mathematikzeichen breit; ich selbst benutze diese nur selten und habe bis jetzt keine Veranlassung gesehen, etwas umzustellen.
txfonts wechselt tatsächlich auf Times/Helvetica; textcomp stellt im Gegenteil zusätzliche Zeichen der jeweils gewählten Schrift bereit. Du kannst das anhand des Pakets mathpazo und der Fußnotensymbole (Stern, Kreuz, ...) testen. Das Eurozeichen wird (in unterschiedlicher Form) von diversen Paketen bereitgestellt, ist jedoch auch Teil der Eingabekodierung latin9 (und wohl erst recht utf8).
lockstep
Hier kann man vielleicht auch noch die Kepler-Fonts (kpfonts) erwähnen. Ebenfalls weitgehend vollständig ausgestattet (soweit ich das sehe).
Ich bin auf diese Diskusion hier (http://mrunix.de/forums/showthread.php?t=50770) gestoßen und frage mich nun ob es nicht das beste ist die CM-Schriftfamilie zu nehmen, wegen
Es gibt außer den CM überhaupt keinen _freien_ und vollständigen Zeichensatz....
mathpazo scheint mir auch eine gute option zu sein aber da konnte ich z.B. kein ":=" finden.
Die Meinung von Localghost trifft auch meinen Geschmack was die Lesbarkeit eines Textes angeht.
Es würde jedenfalls nicht meinem Geschmack entsprechen, weil ich gleiche Schrift für Text und Formeln als viel harmonischer empfinde.. Das ist Wahrscheinlich auch der Grund, warum Localghost folgendes sagt:
Ich kann mich über mathpazo nicht beklagen. Allerdings verwende ich nicht courier für Schrift mit fester Breite, sondern luximono. Die sieht einfach besser aus.
\usepackage{mathpazo}
\usepackage[scaled]{helvet,luximono}
In den kpfonts gibt es das Zeichen ":=", allerdings scheint die Schrift eine nicht so optimierte zu sein.
Was würdet ihr mir raten?
In den kpfonts gibt es das Zeichen ":=", allerdings scheint die Schrift eine nicht so optimierte zu sein.
Optimiert in Bezug worauf?
Was würdet ihr mir raten?
Letztlich wird das bis zu einem gewissen Grad auch Geschmackssache bleiben.
Optimiert in Bezug worauf?
Letztlich wird das bis zu einem gewissen Grad auch Geschmackssache bleiben.
Z.B. in Bezu auf "macht Einspaltensatz im Format A4 erträglich".
Besitz CM alle Zeichen die kpfonts besitz? Und ist damit unteranderem cmbright gemeint?
lockstep
28-06-2010, 16:07
Die Latin Modern ist, wie auch im anderen Thema erwähnt, aus der Computer Modern (CM) abgeleitet.
Zu localghosts Kombination mathpazo/helvet/luximono: Die Helvetica war damals die am besten zur Palatino passende frei verfügbare serifenlose Schrift. Mittlerweile hat ihr die Bera Sans (\usepackage{berasans}) diesen Rang abgelaufen (http://www.mecheng.adelaide.edu.au/~will/tex/bera.html).
cmbright ist eine abgewandelte Form (u.a. deutlich größere x-Höhe) der Computer Modern Sans Serif.
Mein Rat: Kläre deine Anforderungen in Bezug auf mathematische Symbole und entscheide, nachdem du dies (http://www.ctan.org/tex-archive/info/Free_Math_Font_Survey/survey.html) durchgelesen hast.
lockstep
lockstep
28-06-2010, 16:16
Zur Laufweite der unterschiedlichen Schriften: Die Palatino läuft deutlich breiter als die Computer bzw. Latin Modern und ist damit besser für A4-Einspaltensatz geeignet. kpfonts läuft nur minimal schmäler als die Palatino.
lockstep
Danke euch für die Links und Diskusion, die leider aus meinem Unverständnis heraus entstand , dass ich dachte kursive und gerade Schrift sollten sich sehr ähnlich sein und das die Matheumgebungen nur dann nicht wirklich zum Text passen, wenn Latex in der Zeichenfamilie die für den Text angeben wird, das passende Zeichen nicht finden kann.
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