PDA

Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Buchstabendefinitionen manipulieren



PiQuer
18-09-2012, 18:46
Hallo zusammen!

Als erstes sollte ich mich für den "Thread-Titel" entschuldigen, aber ich wusste nicht wie ich mein Problem in Worte fassen sollte.

Für die unter euch, die das Forum nach einer Anleitung durchsuchen, wie man seine eigenen Schriftarten unter LaTeX installiert: Diesen Thread ignorieren, hier gehts um ne sehr exotische Variante die man eigentlich nicht verwenden sollte.

So, nun zu meinem Problem:

Um zu erklären, was ich vor habe, muss ich ein bisschen ausholen.
Angenommen, ich habe eine Vektorschrift installiert. (z.B. True Type Format).
Ach ja, ich sollte noch dazusagen:

Ich benutze:
* Windows 7
* MiKTeX 2.9
* TeXnicCenter (Ausgabeprofil: LaTeX => PDF)

Bei der Installation der Schrift bekahm MiKTeX einige Dateien.
*.afm (Adobe Font Metrics)
*.tfm (TeX Font Metrics)
*.ttf (True Type Font)
*.vf (Virtual Fonts)
(wie z.B. hier erklärt: Link (http://www.radamir.com/tex/ttf-tex.htm))

Diese enthalten informationen, wie Breit und Hoch jeder Buchstabe ist,
wie dieser Buchstarbe darzustellen ist usw.
Nun möchte ich etwas - sagen wir mal: exotisches - versuchen.
Ich möchte, ohne die oben genannten Dateien zu modifizieren
(also innerhalb meines TeX-Dokuments), einige der
Informationen die die oberen Dateien beinhalten überschreiben.

Wenn ich TeX richtig verstanden habe, dann wird jeder Buchstabe so aufgerufen wie ein Funktionsaufruf.
(Für jeden Buchstarben ist eine Box definiert und eine Zeichenforschrift)
Und diese Funktion würde ich gerne überschreiben mit dem Zweck, in einige Parameter ein Zufallselement einzubringen.

Meine Frage ist: Geht das und wenn ja, wie?

Hm... Vermutlich verwirrt diese Beschreibung mehr als das sie klar macht was ich vorhabe. Deshalb nochmal in anderen Worten:

Folgendes Endergebnis möchte ich erziehlen:
Ich habe vor einiger Zeit eine True Type Schrift erstellt, die meiner Handschrift ähnlich ist.
Ich bin aber unzufrieden, wie die entstehenden PDFs aussehen. Denn jeder Buchstabe sieht exakt gleich aus.
Die Schrift habe ich erstellt indem ich mit einem Graphiktablet das Alphabet aufgeschrieben habe und mit einem weiteren Programm die einzelnen Buchstaben zu einer TTF-Schrift zusammengefasst habe. Die Buchstaben hab ich also noch als Bezierkurfen da. Nun würde ich gern LaTeX veranlassen, die paar Buchstaben (nicht alle Zeichen der TTF-Schrift) gemäß der Bezierkurfen zu zeichnen, wobei die Parameter mit jedem neuen Buchstaben leicht variieren. D.h. Wenn ich "www" schreibe, soll jedes "w" ein bisschen anders aussehen. Die Höhe und Breite eines Buchstabens muss ich dazu nicht wirklich manipulieren (das würde zu viele Probleme verursachen). Aber das Zeichnen würde ich gern manipulieren.

Ist sowas möglich?

ctansearch
18-09-2012, 23:37
Dein Vorhaben ist insofern ein wenig lustig, weil die gesamte Gutenberg'sche Zunft bis hin zu Knuth und Lamport und darüber hinaus gerade zum Ziel hatte, daß jeder Buchstabe gleich aussieht.. Hat eine Menge Leute Lohn und Brot gekostet.

Wenn Du jetzt Deine Handschrift als Font nutzen willst und dies lebendig aussehen lassen willst, dann mußt Du entweder

a. Für jeden Buchstaben unterschiedliche Schnitte aufzeichnen, je nachdem, welchem Buchstaben sie folgen und welchem sie vorangehen. Das wären ein paar Milliarden Möglichkeiten, abzüglich unüblicher Kombinationen, also nicht durchführbar.
oder
b. Ein paar Regeln herausfinden, in welcher Weise Du die Buchstaben veränderst und dafür Kriterien festlegen, also etwa "Vokale nach großen Konsonanten" "Vokale nach kleinen Konsonanten" etc, bis zu einer gerade noch beherrschbaren Differenzierung, etwa 8 Kritierien und die Schriftschnitte entsprechend herstellen.
c. Danach müsstest Du LaTeX beibringen, diese Differenzierungen anzuwenden. Das ist grundsätzlich möglich, erfordert aber sehr viel Rechenzeit.
d. Danach bliebe noch das Problem der Übergänge und Abschlüsse, also das Problem von Druckschrift vs Schreibschrift.

Mit Hilfe eines C-Programms könnte ich mir das vorstellen, ob LaTeX das schaffen könnte, bezweifle ich.

Ergebnis wäre vermutlich aber bloss eine sehr unnatürliche Schrift, die weder dem Gutenberg'schen Kriterium, noch dem der Handschrift genügen würde.

Trotzdem bleibt Deine Idee sehr interessant, sie würde eine Erweiterung der Schriftmöglichkeiten von LaTeX bedeuten, z.B Schrift"stimmungen", z.B. "hektisch", "flüchtig" "langsam" oder "aggressiv".

Würde sich lohnen, dranzubleiben.

(Ergänzung: Die Veränderung der Schrift ist keine Zufallsfunktion, sondern abhängig von vorausgehenden und nachfolgenden Buchstaben und von Stimmungen. Eine Zufallsfunktion würde Deine Schrift deshalb bloss unnatürlich aussehen lassen)

hakaze
19-09-2012, 09:25
Hier mal meine 2 Cent dazu:

Ich sehe das nicht so strikt wie Ctansearch. Allerdings vermute ich, dass das, was du möchtest, nicht einfach so mit "Standard"-Fonts zu realisieren ist.

Ich denke, für deine Ansprüche ist Opentype das richtige Format. Schau mal in die Anleitung zum fontspec-Paket (http://texdoc.net/texmf-dist/doc/latex/fontspec/fontspec.pdf)! Dort werden auch Opentype-Features wie Contextuals, Stylistics set variations und Character variants behandelt. So wie ich deine Frage verstanden habe, sind das die Features, die du suchst.

Diese Features werden dann direkt durch den (zu kreierenden) Font bereit gestellt. D.h. du musst dir noch eine Software suchen, die dabei hilft aus deinem bestehenden Truetype einen erweiterten Opentype-Font zu erstellen. Da kann ich dir leider nicht helfen, da ich kein Typo-Designer bin ;)

u_fischer
19-09-2012, 09:45
LaTeX hat keinen Zugriff auf die Glyphen, es kann sie nicht neu zeichnen. Es kann sie höchsten drehen und strecken. Wenn du also Varianten willst, musst du sie als stylistische Varianten bereits in der Schrift speichern.

Ansonsten gefällt die vielleicht dies:

http://tex.stackexchange.com/questions/29402/how-do-i-make-my-document-look-like-it-was-written-by-a-cthulhu-worshipping-madm

hakaze
19-09-2012, 10:26
Ansonsten gefällt die vielleicht dies:

http://tex.stackexchange.com/questions/29402/how-do-i-make-my-document-look-like-it-was-written-by-a-cthulhu-worshipping-madm
ich hatte auch kurz überlegt, diesen Link zu posten :)

PiQuer
19-09-2012, 17:08
Wow, so schnell so viele Antworten :)
*** Danke an alle ***

@ctansearch:
Ich hatte leider vergessen zu erwähnen, das bei meiner Handschrift die einzelnen Buchstaben nicht verbunden sind. Meine Schrift hat Änlichkeit mit "Viner Hand ITC". Aber trotzdem danke für die Infos. Streng genommen hast du recht, das man unterschiedliche Schriftstimmungen berücksichtigen muss und ein Zufallsanteil beim erstellen eines Buchstarbens potentiell unnatürlich aussieht. Allerdings ist mir der Arbeitsaufwand zu groß, all diese Punkte zu berücksichtigen. Ich hab mir halt gedacht, das wenn ich z.B. ein großes "H" schreibe, das bei meiner Handschrift vereinfacht gesagt aus drei Linien besteht, das ich die Krümmung dieser Linien (ok, eigentlich Kurfen) geringfügig variiere, so das wenn man ein und den selben Buchstarben vergleicht, dieser nicht exakt identisch aussieht. Die Variationen wären aber nur minimal.


LaTeX hat keinen Zugriff auf die Glyphen, es kann sie nicht neu zeichnen. Es kann sie höchsten drehen und strecken. Wenn du also Varianten willst, musst du sie als stylistische Varianten bereits in der Schrift speichern.

@u_fischer:
Ok, das bedeutet, das der Ansatz, den ich mir vorgestellt habe, leider nicht funktioniert. Schade. :(



http://tex.stackexchange.com/questions/29402/how-do-i-make-my-document-look-like-it-was-written-by-a-cthulhu-worshipping-madm

Sieht hübsch aus, allerdings sehen da gleiche Buchstaben immer gleich aus - genauso wie es momentan bei meiner TTF ist.

@hakaze:
Danke für den Link. Allerdings werde ich bissl Zeit brauchen, mich durch die 130 Seiten durchzuarbeiten.
[EDIT]: Kann also im Momment noch nicht sagen, wie nützlich die PDF ist, aber trotzdem danke im vorraus :-)

hakaze
19-09-2012, 19:21
Danke für den Link. Allerdings werde ich bissl Zeit brauchen, mich durch die 130 Seiten durchzuarbeiten.
[EDIT]: Kann also im Momment noch nicht sagen, wie nützlich die PDF ist, aber trotzdem danke im vorraus :-)

Vielleicht habe ich mich missverständlich ausgedrückt, die fontspec-Anleitung wird dir nicht zeigen, wie du aus deinen Glyphen einen Opentype-Font machen kannst. Sie zeigt vielmehr welche der Features, die Opentype bietet, unterstützt werden bzw. abgerufen werden können (Abschnitt 10, ab Seite 21).

Hier noch ein paar Anregungen:
http://ilovetypography.com/OpenType/opentype-features.html
https://www.fontfont.com/how-to-use-ff-chartwell (https://www.fontfont.com/how-to-use-ff-chartwell#chartwell-howto-use)

PiQuer
26-09-2012, 14:26
Danke hakaze.

Aber ich muss mich wohl damit abfinden, dass das,
was ich vorhabe, mit LaTeX nicht realisierbar ist.
(bzw. nur eingeschränkt oder mit gigantischem Aufwand)