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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Problem mit Latex-Vorlage - Bachelorarbeit



jo_maaannnn
19-09-2012, 04:11
Hi! - Ich hoffe ich bin hier richtig. -
Ich schreibe momentan an meiner Bachelorarbeit, und habe da ich ein schönes Latex-Dokument haben wollte, mich dafür entschieden eine fertige schöne Vorlage zu verwenden. Sie wurde quasi mit dem Buch "Wissenschaftliches Arbeiten" von Helmut Balzert mitgeliefert. Bisher läuft alles eigentlich recht gut und das Pdf sieht auch ansprechend aus, allerdings habe ich ein Problem mit den Kopfzeilen. -
Also, sobald ein Chapter anfängt, steht zusätzlich einmal in der Kopfzeile der Chaptername. Dies soll so sein und funktioniert auch. Allerdings, sobald ich ein Chapter in der .tex-Datei habe, welches über mehr als zwei Seiten geht, steht dort in jeder zweiten Kopfzeile auf einmal wieder "Inhaltsverzeichnis", was mit dem aktuellen Chapter überhaupt nichts zu tun hat. Also irgendein komischer Fehler :( . Inklusive der Latex-Vorlage gab es eine "Anleitung" als PDF dazu, welche auch schon mit der Vorlage kompiliert wurde. Allerdings ist hier kein Chapter länger als eine Seite, weshalb ich die Vermutung habe, dass der Ersteller dieser Vorlage seinen Fehler nicht bemerkt hat.

Den Ersteller kann ich leider nicht erreichen und nun stehe ich da und müsste eventuell nur wegen dieses blöden Fehlers auf eine neue oder komplett selbst gemachte Vorlage umsteigen. Ich würde mich daher total freuen, falls mir jemand an dieser Stelle weiterhelfen könnte. Es würde mir sehr viel Arbeit ersparen. Ich wär euch überaus dankbar!

Ich habe euch mal die Latex-Vorlage als zip-Datei, die dazugehörige Anleitung und mein kompiliertes negativ-Beispiel mit angehangen. Ich hoffe, ihr könnt etwas damit anfangen. Ich habe bisher schon rumgesucht und rumgesucht, denke das es was mit Countern zu tun hat, allerdings bin ich auf keine Lösung gestoßen. Vielen Dank für Eure Hilfe!

MfG joMannn

sommerfee
19-09-2012, 08:13
und habe da ich ein schönes Latex-Dokument haben wollte, mich dafür entschieden eine fertige schöne Vorlage zu verwenden.

Die Vorlage hat IMHO einen schweren Design-Fehler. Sie verwendet eine KOMA-Script-Klasse, hebelt aber anschließend Leistungsmerkmale dieser Dokumentenklasse aus, indem Pakete wie geometry, fancyhdr und titlesec verwendet werden, die für die Standard-Klassen ausgelegt sind.

Ich persönlich würde (ohne Vorlage) mit einer KOMA-Script-Dokumentenklasse beginnen, und die dazugehörige Anleitung "scrguide" lesen. [1] Alles, was die Kopfzeilen, Inhaltsverzeichnis, Seitenlayout etc. angeht, würde ich unbedingt mit Bordmitteln von KOMA-Script lösen. (Wie alles andere, was sich mit KOMA-Bordmitteln lösen läßt.)

[1] Den gibt es auch in gedruckter Form als Bettlektüre: http://www.dante.de/index/Literatur/KOMA-Script.html

klops
19-09-2012, 08:18
Wenn das Buch genauso ist wie die Vorlagen, kann ich nur davon abraten. In der Vorlage wird jedenfalls fast alles falsch gemacht, was man falsch machen kann. So wird beispielsweise mit
\listoffigures
\addcontentsline{toc}{chapter}{Abbildungsverzeichn is} nicht die erste, sondern die letzte Seite des Abbildungsverzeichnisses ins Inhaltsverzeichnis geschrieben. Dieser absolute Anfängerfehler ist auch noch vollkommen überflüssig, weil mit scrreprt eine Klasse verwendet wird, die das selbst per Option richtig kann!


\fontsize{12pt}{13pt}\selectfont
Hat am Anfang eines Dokuments nichts verloren. Die Grundschriftgröße setzt man stattdessen mit der entsprechenden Schriftgrößenoption, beispielweise 12pt, bei \documentclass (was erstaunlicherweise ebenfalls bereits gemacht wird). Der gewählte Durchschuss ist außerdem viel zu klein. Man kann nur hoffen, dass der möglichst bald von einem \normalsize korrigiert wird.

Übrigens ist es auch eher fragwürdig, Kapitelanfänge in das Stichwortverzeichnis einzufügen. Wenn, dann gehören Stichworte zum jeweiligen Kapitel in das Stichwortverzeichnis und das auch eher mit Angaben von Seitenbereichen als nur der Seite mit dem Kapitelanfang oder aber eben mit Angabe der Seite auf der das Stichwort konkret behandelt wird.

Ebenso dümmlich ist es, die Kopfhöhe per
\headheight 5mm nach dem Aufruf von \geometry anzugeben, statt die gewünschte Kopfhöhe als Argument von \geometry anzugeben und so von geometry bei der Berechnung von Rändern etc. berücksichtigen zu lassen.

\parindent auf 0pt setzen zu lassen, ohne eine andere Absatzauszeichnung zu wählen, ist eine typographische Todsünde! Auch hier bietet KOMA-Script mit Option parskip diverse sinnvolle Alternativen, wobei eigentlich die Verwendung von Absatzeinzug allgemein als die normalerweise sinnvollste Variante betrachtet wird.

Die Eingabecodierung gehört nicht in eine Datei mit allgemeinen Einstellungen, das sie individuell vom Dokument bzw. der im Editor eingestellten Codierung abhängt. Also ist die inputenc-Zeile in der Datei für allgemeine Einstellungen fragwürdig. Ob das auch für die Spracheinstellung gilt, darüber kann man streiten.

Was die \leereSeiteInhalt soll, habe ich ehrlich gesagt nicht verstanden. Ich vermute aber fast, dass es dafür in KOMA-Script bereits \cleardoubleemptypage etc. gibt.

\seitenArabisch und \seitenRoemisch sind jedenfalls Unfug. Da sollte man eher \pagenumbering{arabic} und \pagenumbering{Roman} verwenden.

Die Definition von glossar ist ebenfalls unnötig kompliziert und fragwürdig (das \markboth kommt ggf. noch auf der Seite zuvor), da KOMA-Script \addchap bietet.

Gleiches gilt dann für abkuerzung. Statt dieser Umgebung würde ich eher zu
\addchap{Abkürzungsverzeichnis}\begin{description}
\item[Eintrag] mit diesem Text
\end{description} raten. Noch besser wäre allerdings, für Abkürzungen und Glossar das Paket glossaries zu verwenden.

Die Kopfzeilen werden mit fancyhdr erstellt. Das kann man machen. Für KOMA-Script-Klassen wird allerdings das KOMA-Script-Paket scrpage2 empfohlen.

Ich würde daher schlicht empfehlen: Beginne mit den Standardeinstellungen von scrreprt und vergiss wissenschaftlich_arbeiten_katex.settings. Ändere die Standardeinstellungen nach konkreter Anforderung mit Hilfe der KOMA-Script-Anleitung und ggf. mit gezielter Nachfrage hier.

PS: Ah, da ist mir sommerfee zurvor gekommen. Eigentlich ist seine Antwort vollkommen ausreichend.

Festus
19-09-2012, 13:34
Was die \leereSeiteInhalt soll, habe ich ehrlich gesagt nicht verstanden. Ich vermute aber fast, dass es dafür in KOMA-Script bereits \cleardoubleemptypage etc. gibt.


Ich glaube das geht eher in die Richtung von openright vs. openany, aber ja, defintiv schon in Koma-Script enthalten.

Übrigens gibt es in der Vorlage ein Kapitel, das länger als eine Seite ist (Kapitel 1), und das zeigt auch schon den von dir (jo_maaannnn) beschriebenen Fehler.

Zudem, über Geschmack lässt sich sicher streiten, aber ich finde dieses ganze Design rangiert irgendwo zwischen ziemlich fragwürdig und furchtbar hässlich. Die Titelseite vernachlässigt die Wichtigkeit ihres integralen Bestandteils---DES TITELS---zu Gunsten einer völligen Überbetonung des Autoren und seines Arbeitsplatzes. Grotesque als Brotschrift für einen langen Fließtext halte ich nicht für sehr funktional (ich weiß, hier gehen die Meinungen auseinander). Die Überschriften, insbesondere der Kapitel, halte ich für überproportional groß. Es scheint, dass der Designer das auch so sah, und sie deshalb extra in zurückhaltendem Grau gesetzt hat---was meiner Meinung nach für ein Sachbuch nett ist, aber in einem echten wissenschaftlichen Text auch nicht viel zu suchen hat. Entweder parindent oder parskip muss sein, wie schon von Klops erwähnt. Und wenn Tab. 3.1 das Tabellendesign ist, dass der Vorlagen-Designer propagiert, muss man über dessen Kompetenz gar nicht erst weiter diskutieren.

Soviel zum Design an sich, dass es technisch katastrophal umgesetzt wurde, wurde ja hier schon ausreichend dargelegt. Ich würde dir jedenfalls ebenfalls dringend davon abraten, dieses Template zu benutzen. Ich würde dir für so ein Design jedenfalls keine Pluspunkte geben!

jo_maaannnn
19-09-2012, 16:20
Hi! - Vielen Dank für die tollen und ausführlichen Antworten! :)
Also, so wie ich es von euch jetzt verstanden habe, macht es wenig Sinn die aktuelle Vorlage nochmal so anzupassen, dass sich das Problem mit den Kopfzeilen ergibt. -
Dieses KOMA-Script ist mir allerdings ehrlich gesagt noch total neu und kenne mich damit überhaupt nicht aus. Meint Ihr damit kann man ein ähnlich gutes Ergebnis ohne viel Aufwand erzielen? Wie kompliziert und aufwändig ist es, sich da rein zu arbeiten und sich eine solche Vorlage zu schaffen? - Was ist der Vorteil gegenüber "einfachem Latex" ?

MfG joMann

Festus
19-09-2012, 17:31
Wenn du mich fragst bekommst du mit den KOMA-Script Klassen, und sogar den originalen LaTeX Klassen, in der Grundeinstellung bessere Ergebnisse hin als dieses Template es erzeugt.

KOMA-script ist nicht schwerer zu bedienen als die Standard-Klassen. Die Standard-Klassen sind 'article', 'report' und 'book', die KOMA Äquivalente 'scrartcl', 'scrreprt' und 'scrbook'. Du kannst (und meist musst) mit allen Klassen zusätzliche Pakete dazu laden. KOMA-Script hat nur den Vorteil, dass du viele Dinge (wie Kopf- und Fußzeilen, ob Verzeichnisse ins Inhaltsverzeichnis sollen, wie die Überschriften aussehen sollen, ob Kapitel immer auf einer rechten Seite beginnen sollen, usw.) schon direkt bei der Documentclass als Option mitgeben kannst. Bei den Standard-Klassen geht all das auch, ist aber schwerer zu realisieren. Außerdem sind die KOMA-Script Klassen vom generellen Layout her eher an europäische Verhältnisse angepasst, während die Standard-Klassen eher amerikanisch aussehen.

Prinzipiell ist es aber egal, welche Klassen du nimmst. Wenn dir die Original-Klassen vom Aussehen her besser gefallen, kannst du die auch nehmen. Du musst nur daran denken, dass manche Anpassungen dann vlt. schwerer umzusetzen sind.

Das schöne am LaTeX Ansatz ist, dass Inhalt und Layout unabhängig voneinander sind, wie es sein sollte. Du kannst mit einem ganz einfachen Dokument anfangen:



%%Document Layout%%
\documentclass[a4paper,12pt]{scrreprt}

%%Fonts%%
\usepackage[latin9]{inputenc}
\usepackage[T1]{fontenc}

%%Language%%
\usepackage[german]{babel}

%%Main Document%%
\begin{document}

Hier Text einfügen

\end{document}


Hier kannst du erst mal deinen ganzen Inhalt einfügen, ohne dich groß ums Layout zu kümmern. Du setzt Überschriften mit \chapter{} etc., aber es kann dir egal sein ob dir die Formatierung gefällt. Du machst logische Textauszeichnungen, z.B. \textit{} wenn was kursiv sein soll, aber wenn dir der Font nicht gefällt ist das erst mal egal. Irgendwann wirst du Zusatzpakete brauchen, z.B. graphicx wenn du Abb. einfügen willst, die lädst du, wenn du sie wirklich brauchst, nicht auf Verdacht schon vorher. Und irgendwann machst du dich ans Layout, entscheidest wie groß Überschriften werden sollen, wie die Titelei aussehen soll, usw. Und all das kannst du zwischendurch ändern oder ganz am Ende, das wird nichts kaputt machen.

Bis dahin hast du dann auch schon ganz gut Erfahrung gesammelt und kannst dir selbst helfen. Und für konkrete Fragen gibts dann immer noch dieses Forum ;)

klops
19-09-2012, 17:39
Wie bereits erwähnt basiert dieses Template bereits auf KOMA-Script. Allerdings baut es sehr schlecht darauf auf. Deshalb der Rat, das über Bord zu werfen und KOMA-Script direkt zu verwenden.

Die KOMA-Script-Klassen haben gegenüber den Standardklassen (das, was Du als "einfaches LaTeX" bezeichnest) den Vorteil, dass sie zum einen besser an moderne Typographie angepasst sind und zum anderen sehr vieles, was man bei den Standardklassen nur durch Zusatzpakete und Umdefinierung von Interna ändern kann, einfach einstellen kann. Zu KOMA-Script gehören ebenfalls einige Pakete, die gleich so geschrieben sind, dass sie hervorragend mit den KOMA-Script-Klassen zusammenarbeiten. Die meisten dieser Pakete werden von den Klassen auch direkt selbst geladen und existieren wohl hauptsächlich, damit man ihre Möglichkeiten auch mit anderen Klassen nutzen kann.

Dazu kommt, dass KOMA-Script eine sehr ausführliche Anleitung in Deutsch und Englisch besitzt. Darin sind auch diverse Beispiele, meist allerdings nicht als vollständige Minimalbeispiele, sondern eher als Codeschnippsel. ;-)

Eine deutlich erweiterte Fassung der deutschen Anleitung gibt es auch als Buch. Sommerfee hat bereits darauf hingewiesen.

Meiner Meinung nach gibt es keinen Grund, je eine Standardklasse an Stelle einer KOMA-Script-Klasse zu verwenden (vielleicht abgesehen von der Anfertigung eines Minimalbeispiels). Eine Alternative wäre allenfalls die Verwendung von memoir. Das wiederum ist allerdings so anders, dass es teilweise nicht mit Standardpaketen zusammen funktioniert. Aber das ist nur eine Meinung. Andere mögen das anders sehen.

sommerfee
20-09-2012, 09:30
Wie kompliziert und aufwändig ist es, sich da rein zu arbeiten und sich eine solche Vorlage zu schaffen?

IMHO ist es weniger kompliziert und aufwändig, sich in KOMA-Script einzuarbeiten, anstatt mit einer Standardklasse zu arbeiten und sich für jeden Pups ein Paket raussuchen und dessen Dokumentation studieren zu müssen. Zumal die dt. KOMA-Script-Dokumentation IMHO sehr gut ist.


Wenn dir die Original-Klassen vom Aussehen her besser gefallen, kannst du die auch nehmen.

Da sich KOMA-Script recht leicht so anpassen läßt, daß es vom Aussehen her die Standardklassen imitiert, sehe ich alleine im Aussehen kein Grund, nicht KOMA-Script zu verwenden.

rstuby
20-09-2012, 09:35
\usepackage{microtype} würde ich noch mit in die Standardvorlage von Festus aufnehmen und bei inputenc würde ich utf8 anstatt latin9 vorziehen. Heutzutage sollten doch wohl alle Editoren unicode unterstützen. Man muss es nur in den Einstellungen einstellen.